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10.10.2022

Wie Rosacea-Betroffene zur Bekämpfung von Antibiotika-Resistenzen beitragen können

Antibiotika sind eine sehr wichtige Klasse von Medikamenten zur Bekämpfung zahlreicher Krankheiten. Doch inzwischen sind sogenannte Antibiotika-Resistenzen ein wachsendes Problem auf der ganzen Welt.

Auch in der Therapie der chronischen Hautkrankheit Rosacea werden Wirkstoffe aus der Klasse der Antibiotika eingesetzt. Dabei können Rosacea-Patient:innen allerdings durch die korrekte Anwendung ihrer Medikamente zum Schutz dieser wichtigen Arzneimittelklasse beitragen.

Antibiotika-Resistenz ist ein globales Problem

Nach aktuellen Berechnungen erkranken in der Europäischen Union jedes Jahr ca. 670.000 Menschen an Infektionen durch sogenannte „Superbugs“ – antibiotika-resistente Bakterienstämme – und es versterben ca. 33.000 Menschen pro Jahr daran.¹ In Deutschland erkranken derzeit jährlich ca. 54.500 Menschen an Infektionen durch antibiotika-resistente Erreger und ca. 2.400 Menschen sterben daran.¹ Eine kürzlich im medizinischen Fachjournal „Lancet“ veröffentlichte Studie schätzt die Zahl der jährlichen Todesfälle durch Antibiotika-resistente Keime weltweit auf fast 1,3 Millionen.² Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) warnt, dass Arzneimittel-resistente Krankheiten bis zum Jahr 2050 weltweit 10 Millionen Todesfälle verursachen könnten, wenn nichts unternommen wird.³ Darüber hinaus stellt die WHO fest, dass einige weit verbreitete Krankheiten immer schwieriger zu behandeln sind, etwa Atemwegs- und Harnwegsinfektionen sowie sexuell übertragbare Krankheiten, und lebensrettende medizinische Verfahren immer riskanter werden.³
Antibiotika-Resistenz entsteht, wenn sich krankheitsverursachende Bakterien wie andere Organismen an ihre Umwelt anpassen und sich so entwickeln, dass sie auf die zu ihrer Bekämpfung eingesetzten Antibiotika nicht mehr ansprechen.

Rosacea-Therapie mit Antibiotika setzt auf antientzündliche Wirkung

Für die Behandlung der fortgeschrittenen Rosacea sind in Deutschland Therapiekonzepte zugelassen, die niedrig dosierte Antibiotika wie Doxycyclin – sogenannte subantimikrobielle Formulierungen – verwenden. Hierzu kann man sich bei einem Dermatologen oder einer Dermatologin beraten lassen. Aufgrund der geringen eingenommenen Menge und einer verzögerten Freisetzung im Körper ist die Wirkung antientzündlich aber nicht antimikrobiell – eine Resistenzbildung ist daher unwahrscheinlich. Die genaue Wirkweise wurde nun erneut in einer Studie untersucht und in der Fachzeitschrift „Journal of Clinical and Aesthetic Dermatology“ veröffentlicht.⁴ „Bei der Behandlung der Anzeichen und Symptome von Rosacea wirken Antibiotika, die bei Rosacea verschrieben werden, oft ‚unter dem Radar‘, was die Wirkung auf Bakterien angeht“, erklärt der Dermatologe Prof. Dr. James Del Rosso, Touro University College of Osteopathic Medicine, Kalifoniern, USA. „Anstatt krankheitsverursachende Mikroorganismen zu zerstören, werden diese Therapien bei Rosacea wegen ihrer entzündungshemmenden Eigenschaften eingesetzt, die die Anzeichen und Symptome der Rosacea über verschiedene Wege unterdrücken.“

Rosacea wird heute als eine Krankheit mit vielen verschiedenen Erscheinungsformen, den sogenannten Phänotypen, verstanden. Obwohl diese zu unterschiedlichen Zeiten und in verschiedenen Kombinationen auftreten können, deuten wissenschaftliche Untersuchungen darauf hin, dass sie alle mit einem zugrundeliegenden Entzündungsgeschehen verbunden sind. Die unterschiedlichen Erscheinungsformen der Rosacea sind das Ergebnis einer Kaskade von Ereignissen entlang verschiedener Entzündungswege, so die Autoren der Studie, und Antibiotika können oft die Anzeichen und Symptome der Krankheit beseitigen, indem sie diese entzündlichen Prozesse hemmen.
„Es ist wichtig, dass wir Ärzte und unsere Patienten den unnötigen Einsatz von Antibiotika vermeiden, um unseren Teil dazu beizutragen, dass sie wirksam bleiben“, betont Del Rosso. „Antibiotika-Resistenzen sind keine neue Erscheinung, aber ihre heimtückischen Auswirkungen dürfen nicht übersehen werden“, so Del Rosso. „Für Rosacea-Patienten ist es wichtiger denn je, die Therapien angemessen und wie vorgeschrieben anzuwenden.“

Quelle:
National Rosacea Society. Blog. Rosacea Sufferers Can Help Combat Antibiotic Resistance. www.rosacea.org, letzter Abruf: 17. Mai 2022

Literatur:
1. Robert Koch Institut. Infektionsschutz. Antibiotikaresistenz. Neue Zahlen zu Krankheitslast und Todesfällen durch antibiotikaresistente Erreger in Europa. www.rki.de, letzter Abruf: 17. Mai 2022
2. Antimicrobial Resistance Collaborators. Global burden of bacterial antimicrobial resistance in 2019: a systematic analysis. Lancet 2022 Feb 12;399(10325):629-655. doi: 10.1016/S0140-6736(21)02724-0. Epub 2022 Jan 19.
3. World Health Organization. News. New report calls for urgent action to avert antimicrobial resistance crisis. www.who.int, letzter Abruf: 17. Mai 2022
4. Del Rosso JQ, Webster G, Weiss JS, Bhatia ND, Stein Gold L, Kircik L. Nonantibiotic properties of tetracyclines in rosacea and their clinical implications. J Clin Aesthet Dermatol 2021;14(8):14-21.

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