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13.07.2020

Die Angst vor dem Erröten

Rosacea ist eine der häufigsten Hauterkrankungen im Erwachsenenalter. Allein in Deutschland gibt es rund 10 Millionen Betroffene. Das bekannteste Symptom von Rosacea ist das Erröten der Gesichtshaut, entweder als plötzlich auftretende starke Rötung (Flush) oder als langfristig anhaltende Gesichtsrötung auf Wangen, Nase, Stirn und/oder Kinn.

Dabei ist die Tatsache, dass jedermann im Umfeld die Röte sofort wahrnimmt bzw. sehen kann, für viele Betroffene eine zusätzliche emotionale Belastung, die oft weit über die physische Krankheitsbelastung hinausgeht. Viele schämen sich für ihr Aussehen und meiden deswegen zum Beispiel auch soziale Kontakte. Sie leiden unter sogenannter sozialer Interaktionsangst.

Noch Röter mit Rosacea?!

Eine Studie fand außerdem heraus, dass Rosacea-Patienten die eigene, natürliche Errötung, die auch gesunde Menschen betrifft – z. B. in einer unangenehmen Situation oder bei körperlicher Anstrengung – als viel intensiver wahrnehmen, als sie objektiv ist.[1] Untersucht wurde das Erröten der Haut bei Rosacea-Patienten und gesunden Kontrollpersonen während Tätigkeiten, die sie als peinlich empfanden: Dabei wurde bei 31 Rosacea-Patienten (12 mit schweren und 19 mit leichten Symptomen) und 86 Kontrollpersonen die Veränderungen der Durchblutung der Stirn mit Laser-Doppler-Fluxmetrie (Methode zur Messung der Mikrozirkulation der Haut) überwacht, während sie spontan ein Lied sangen, eine Rede aus dem Stehgreif hielten und später Aufzeichnungen dieser beiden Aktivitäten anhörten.[1]

Die Veränderungen der Stirndurchblutung waren bei allen Rosacea-Patienten sowie den Kontrollpersonen ähnlich. Dennoch dachten Rosacea-Patienten, dass sie bei den meisten Aufgaben intensiver erröteten und sich mehr schämten als die gesunden Probanden. Ebenso waren die Veränderungen der Stirndurchblutung bei Teilnehmern mit leichter und schwerer Rosacea ähnlich, wobei auch hier die Rosacea-Patienten mit schweren Symptomen ihr Erröten und ihre Verlegenheit als stärker einschätzten, als diejenigen mit leichten Symptomen.[1]

Diese Ergebnisse legen nahe, dass Rosacea-Patienten ihr natürliches Erröten bewusster wahrnehmen und sich viel stärker dafür schämen als gesunde Menschen. Dies könnte die sozialen Ängste bei Rosacea-Patienten verstärken. Denn diese differenzierte Selbstwahrnehmung setzt Betroffene einem erhöhten Druck aus. Sie bemerken das Erröten ihrer Haut und empfinden es als deutlich schlimmer, als es tatsächlich ist. Dadurch verstärkt sich wiederum die Angst vor dem Erröten, sodass die grundsätzliche Erwartungshaltung in der nächsten unangenehmen Situation ebenfalls schlechter ist, da die Erinnerung an die letzte Situation im Gedächtnis bleibt. Dass diese letzte schlimme Erfahrung nicht auf Tatsachen beruht, weiß der Betroffene zumeist nicht. Es entsteht eine Art Teufelskreis.

Was Rosacea-Betroffene daraus mitnehmen können

In schwierigen Situationen erröten wir alle mal – das liegt in der Natur des Menschen. Rosacea-Betroffene sollten sich daher bewusst machen, dass sie dabei gar nicht unbedingt so viel stärker erröten als gesunde Menschen. Schließlich bringt es nichts, sich vor etwas zu fürchten, was gar nicht eintritt. Wichtig ist aber, dass Rosacea-Patienten, die unter solchen Ängsten leiden, auch mit ihrem Hautarzt darüber sprechen. Denn auch das Wissen um die emotionale Belastung durch die Rosacea hilft dem Arzt, das gesamte Ausmaß der Erkrankung bei seinem Patienten einzuschätzen, um gemeinsam mit den Betroffenen eine individuell passende Therapie zu planen.

Literatur:

[1] Drummond, P. D., & Su, D. (2012). Blushing in rosacea sufferers. Journal of psychosomatic research,72(2), 153-158.

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