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18.05.2020

Rosacea in Zeiten der Corona-Pandemie – Tipps vom Hautarzt

Die Covid-19-Pandemie hat unser Leben stark verändert. Maßnahmen zur Eindämmung der Ausbreitung des Virus, wie Kontaktbeschränkungen, Social Distancing und Maskenpflicht, bestimmen unseren Alltag. Rosacea-Betroffene stehen dabei vor besonderen Herausforderungen. Stress und möglicherweise auch Angst begünstigen das Aufflammen der Symptome.

Zudem kann für viele Betroffene der inzwischen in zahlreichen Bereichen vorgeschriebene Mund-Nasen-Schutz ein zusätzlicher bzw. neuer Auslöser von Rosacea-Schüben sein. Unter einer optimal sitzenden Maske wird die Haut sehr schnell warm und feucht, darüber hinaus ist die empfindliche Gesichtshaut einer ständigen Reibung durch den Maskenstoff ausgesetzt, z. B. beim Sprechen.

Wir haben mit dem Hautarzt und Rosacea Experten Prof. Peter Arne Gerber aus Düsseldorf zu diesem Thema gesprochen. Im Interview gibt er zahlreiche Tipps, wie Rosacea-Patienten in dieser besonderen Situation ihre Haut schützen können. .

Viele Rosacea-Patienten berichten aktuell von Schub-ähnlichen Symptomen durch das Tragen der Atemschutzmasken, z. B. heiße, gerötete und/oder juckende bzw. brennende Gesichtshaut.

Was raten Sie Patienten dazu? Haben Sie Tipps für spezielle Masken und zum Verhalten beim Tragen der Maske?

Prof. Gerber: Besonders die mehr oder minder komplett abschließenden Masken können durch einen entstehenden Hitzestau und die Feuchtigkeit, die unter der Maske entsteht, eine Rosacea triggern. Allerdings kann durch diese Einflüsse auf die Gesichtshaut auch ein weiteres Krankheitsbild ausgelöst werden: eine sogenannte periorale Dermatitis. Diese ähnelt in ihrem Erscheinungsbild zunächst einer Rosacea, hat aber andere Ursachen.

Für Rosacea-Betroffene empfehlenswert sind Masken aus leichtem Baumwollstoff, die nicht ganz so fest sitzen und wenigstens etwas Luft durchlassen. Zudem sollten die Masken gewechselt werden, wenn sie von der Atemluft durchfeuchtet sind. Dies gilt vor allem für Menschen, die berufsbedingt mehrere Stunden am Tag eine Maske tragen müssen. Am besten also immer 3 bis 4 Masken dabeihaben, wenn Sie diese auf der Arbeit tragen müssen.

Wenn möglich, gönnen Sie Ihrer Haut auch Pausen von der Maske. Also bestenfalls die Maske immer nur dann tragen, wenn sie auch notwendig und sinnvoll ist. Wer wiederverwendbare Stoffmasken nutzt, sollte diese immer nach einmaligen Tragen waschen. Achten Sie dabei darauf, milde Reinigungs- bzw. Waschmittel zu nutzen, die möglichst frei von Duftstoffen sind.

Was können Patienten tun, um die maskenbedingten Rosacea-Symptome kurzfristig zu lindern?

Prof. Gerber: Sie können sich beispielsweise feuchte, leicht kühlende Kompressen machen und auflegen, um die Hitze etwas aus der Haut zu kriegen. Wichtig ist vor allem aber, dass Sie die normale Therapie und Hautpflege fortführen, also nach wie vor morgens und/oder abends Ihre vom Hautarzt verordneten Medikamente auftragen sowie anschließend Ihre reguläre sanfte Hautpflege.

Zudem empfehle ich, in diesen Zeiten Zurückhaltung beim Make-up. Am besten verzichten Sie ganz darauf, da es besonders unter der Maske die Haut zusätzlich reizen kann. Und selbst wenn Make-up der Rosacea nichts ausmachen würde, kann es durchaus ein Trigger für die schon erwähnte periorale Dermatitis sein.

Was genau ist die periorale Dermatitis?

Prof. Gerber: Eine periorale Dermatitis (POD) steht der Rosacea in ihrem Erscheinungsbild recht nah. Im Volksmund heißt sie „Stewardessenkrankheit“, weil man klischeehaft davon ausgeht, dass Flugbegleiterinnen sich viel schminken und Stress haben – ideale Bedingungen für eine POD. Sie entsteht durch falsche, in der Regel übermäßige Pflege der Haut oder durch zu starkes Schminken. Es kommt zu einer Verschiebung im Hautmikrobiom, in deren Folge sogenannte Seropapeln, also kleine Quaddeln mit Bläschen, auftreten. Diese, zusammen mit Rötungen, sehen der typischen Rosacea ähnlich.

Gerade unter den Masken können leider auch Rosacea-Patienten zusätzlich eine POD entwickeln. Dies sollte aber auf jeden Fall von einem Hautarzt abgeklärt werden. Die Maßnahmen zur kurzfristigen Linderung der POD sind ähnlich wie bei Rosacea.

Allerdings gibt es noch einen besonderen Tipp gegen die POD-Symptome: Man kann ganz normalen Schwarztee auskochen bis ein bitterer Sud zurückbleibt und diesen mit Kompressen auf die betroffenen Stellen im Gesicht auftupfen.

Ist am Arbeitsplatz ggf. ein Plastik-Gesichtsschutz eine geeignete Alternative zur Einweg- oder Stoffmaske?

Prof. Gerber: Um die typischen Triggerfaktoren einer Rosacea zu umgehen ist ein Plastik- Gesichtsschutz sicherlich eine gute Alternative zur Stoffmaske, wenn er vom Arbeitgeber gestellt werden kann. Schließlich kann die Luft unter einem solchen Schutz deutlich besser zirkulieren. Zudem wird die Haut nicht zusätzlich mechanisch gereizt wie bei den Stoffmasken, bei denen schnell mal kleine Flusen Hautirritationen wie Jucken hervorrufen können.

Viele Rosacea-Patienten haben aktuell oder in den kommenden Wochen oder Monaten ihren nächsten Besuch beim Hautarzt geplant.

Können diese Termine ganz normal stattfinden bzw. was sollten Patienten dabei beachten?

Prof. Gerber: Unsere Arztpraxis, und ich denke damit spreche ich für die allermeisten Arztpraxen, hält sich an die Vorgaben des Robert-Koch-Instituts. Maßnahmen wie Maskenpflicht für Praxispersonal und Patienten, Desinfektionsmittel am Eingang, Plexiglasschutz am Empfang, die regelmäßige Desinfektion von Türklinken etc. und mindestens 1,5 Meter Abstand zwischen den Stühlen im Wartebereich sind für uns selbstverständlich. Außerdem vergeben wir unsere Termine so, dass keine langen Wartezeiten entstehen. Ein Arztbesuch ist daher wahrscheinlich deutlich sicherer als Einkaufen im Supermarkt, vor allem weil unser Personal medizinisch geschult ist und wir stärkere Sicherheitsvorkehrungen haben.

Meine Empfehlung daher: Patienten sollten an ihren bestehenden Hautarztterminen festhalten und können selbstverständlich auch jetzt neue Termine machen, wenn Sie ein akutes Problem mit der Haut haben. So auch Rosacea-Patienten. Vor allem auch, weil es bei Rosacea und vielen anderen Hautkrankheiten so wichtig ist, dass die Therapie konsequent und langfristig fortgeführt wird, um den gewünschten Behandlungserfolg zu erzielen.

Hinweisen möchte ich allerdings noch auf die aktuellen Empfehlungen für Menschen, die zu einer „Corona-Risikogruppe“ gehören, speziell Ältere sowie Personen mit Vorerkrankungen des Herzen oder z. B. Diabetes. Ihnen wird dringend angeraten, so wenig Kontakt wie möglich zu anderen Menschen außerhalb des eigenen Haushalts zu haben, um eine Ansteckung zu vermeiden. Daher sollten sie auch immer kritisch abwägen, ob ein Arztbesuch wirklich notwendig ist.

Empfehlen Sie Ihren Patienten ein Rosacea-Tagebuch zu führen? Hilft Ihnen das zu verstehen, ob die Therapie anschlägt oder es neue Auslöser gibt, sodass Sie noch spezieller und individueller beraten können?

Prof. Gerber: Die meisten meiner Patienten bekommen mit den modernen Rosacea-Medikamenten ihre Symptome gut in den Griff, sodass ich das Rosacea-Tagebuch nicht sehen muss. Aber wenn bei einem Patienten immer wieder Schübe auftreten – trotz Medikation, regelmäßigen Arztbesuchen und entsprechenden Therapieanpassungen – muss auf jeden Fall genau danach geschaut werden, welche Trigger die Rosacea auslösen. Dazu ist das Führen eines Rosacea-Tagebuchs absolut sinnvoll.

Können Patienten, die ein Rosacea-Medikament vom Hautarzt verordnet bekommen haben, das Nachfolgerezept auch einfach telefonisch bei Ihrem Hautarzt anfordern, um längere Wartezeiten und somit Kontakt zu Fremden in Praxisräumen zu vermeiden?

Prof. Gerber: Natürlich, das sollte auch außerhalb von Corona-Zeiten möglich sein – und ist bei uns und in den meisten Praxen üblich. Das telefonisch bestellte Rezept wird von uns vorbereitet, der Patient kommt in die Praxis, die Gesundheitskarte wird eingelesen, das Rezept gedruckt und unterschrieben – fertig. In der Regel kann der Patient nach 5 bis 10 Minuten die Praxis wieder verlassen.

Durch die Ausgangsbeschränkungen verbringen viele von uns mehr Zeit auf Balkonen oder Terrassen bzw. im Garten.

Was müssen Rosacea-Patienten hierbei besonders beachten?

Prof. Gerber: Auf Balkonen und Terrassen kann es, je nach Sonnenausrichtung, sehr warm werden, weil dort meist wenig Wind geht und sich die Hausmauern erhitzen. Rosacea-Patienten sollten das berücksichtigen, also am besten die Mittagshitze meiden, einen Sonnenschirm aufstellen und natürlich auch auf dem Balkon ein Sonnenschutzprodukt mit Lichtschutzfaktor 30-50+ auftragen, auch wenn man unter dem Schirm sitzt.

In Parks ist es dagegen meist kühler, wenn es die lokalen Ausgangsbeschränkungen also zulassen, ist ein Spaziergang sicherlich eine gute Alternative für Rosacea-Betroffene. Auch hier gelten die gleichen Regeln wie für Balkon oder Terrasse, also eher im Halbschatten aufhalten, z. B. unter Bäumen, sowie eher morgens und abends statt am Mittag rausgehen – und Sonnencreme nicht vergessen. Wichtig auch bei Wärme, egal ob mit oder ohne Rosacea: Immer für genug Flüssigkeitszufuhr sorgen.

Vielen Dank für das Gespräch und die vielen hilfreichen Tipps für unsere Leser, Herr Professor Gerber!

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