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Evidenzbasierte Behandlungsmöglichkeiten bei Rosacea: Fakten statt Mythen

Rosacea ist eine chronische Hauterkrankung, von der laut aktueller Studienlage in Deutschland zwischen 2 – 12% der Bevölkerung betroffen sind.¹²³ Das sind bis zu 10 Mio. Menschen.² Sie äußert sich durch anhaltende Rötungen, sichtbare Äderchen sowie Papeln und Pusteln im Gesicht und in manchen Fällen auch durch Augenprobleme (Augenrosacea bzw. Ophthalmo-Rosacea) – mehr zu den Symptomen hier. Im Internet kursieren leider zahlreiche Fehlinformationen über die Ursachen von Rosacea und ihre Behandlungsmöglichkeiten. Diese Mythen können nicht nur verunsichern, sondern auch dazu führen, dass Betroffene unwirksame oder sogar schädliche Maßnahmen ergreifen. Deshalb ist es umso wichtiger, auf wissenschaftlich gesicherte Behandlungen zu setzen, die laut der Rosacea-Leitlinie empfohlen werden. In diesem Beitrag räumen wir mit Fehlinformationen auf und stellen evidenzbasierte Behandlungsmöglichkeiten vor. 

Warum evidenzbasierte Behandlungen entscheidend sind

Im Internet finden sich zahlreiche vermeintliche „Wundermittel“ gegen Rosacea – von Hausmitteln wie Apfelessig und Teebaumöl bis hin zu Diäten, die angeblich die Rosacea heilen sollen (Hinweis: manche Betroffene reagieren auf bestimmte Lebensmittel wie z. B. Alkohol oder scharfe Gewürze, dann macht es natürlich Sinn, auf diese zu verzichten). Doch viele dieser Ansätze sind nicht wissenschaftlich belegt und können die empfindliche Haut von Rosacea-Patient:innen sogar verschlimmern. Wissenschaftlich fundierte Behandlungen hingegen basieren auf klinischen Studien und langjähriger Forschung. Sie berücksichtigen die individuellen Bedürfnisse der Rosacea-Patient:innen und sorgen dafür, dass Symptome gelindert und die Lebensqualität verbessert werden. 

Wichtig zunächst: Nur Dermatologen und Dermatologinnen, also Fachärzt:innen für Hauterkrankungen, können die sichere Diagnose „Rosacea“ stellen. Du hast eine Rosacea-Diagnose? Dann kann Dich Dein Hautarzt oder Deine Hautärztin beraten, welche Behandlung für Dich die richtige ist.

Dabei gibt es sogenannte topische (äußerlich angewendete) und systemische (innerlich wirkende) Therapien. Diese werden nach genauer Diagnose auf Ihre individuelle Erkrankungssituation abgestimmt.

Topische Behandlungen

Zu den topischen Behandlungen gehören Cremes, Lotionen und Gele. Sie wirken auf der Haut und sind oft die erste Wahl bei Rosacea, insbesondere bei milden bis moderaten Formen der Erkrankung.  Zu den wichtigsten Wirkstoffen gehören:

  • Ivermectin: Wirkstoff in Form einer Creme zur äußerlichen Behandlung von Papeln und Pusteln (Rosacea des papulopustulösen Phänotyps). Bei Ivermectin geht man in der Therapie der Rosacea von einem zweifachen Wirkansatz aus: Sowohl antientzündlich gegen die Papeln und Pusteln sowie die entzündungsbedingte Rötung (Erythem) als auch antiparasitär gegen die Haarbalgmilbe Demodex folliculorum, welche als ein Auslöser (Trigger) der Rosacea angesehen wird. Die Anwendung erfolgt 1x täglich morgens oder abends.

  • Metronidazol: Metronidazol ist ein entzündungshemmender Wirkstoff, der als Creme, Gel oder Lotion gegen Rosacea eingesetzt wird. Studien zeigen, dass Metronidazol die Anzahl der Pusteln und Papeln signifikant reduzieren kann. Die Anwendung erfolgt 2x täglich.

  • Azelainsäure: Eine natürlich vorkommende Säure, die bei Rosacea mit Papeln und Pusteln entzündungshemmend wirkt. Die Anwendung des Gels erfolgt 2x täglich.

  • Brimonidin: Wirkstoff, der speziell zur Behandlung von persistierenden (dauerhaften) Rötungen entwickelt wurde. Er verengt die kleineren, oberflächigen Blutgefäße in der Haut und sorgt so für eine sichtbare Reduktion der Gesichtsrötung. Die Wirkung setzt innerhalb von 30 Minuten ein und hält 8–12 Stunden an.

Systemische Behandlung

Bei schwereren Formen der Rosacea oder wenn topische Behandlungen nicht ausreichen, können systemische – also oral einzunehmende – Therapien zum Einsatz kommen. Häufig wird niedrigdosiertes Doxycyclin eingesetzt. Doxycyclin ist ein Antibiotikum, das in niedriger Dosierung rein entzündungshemmend wirkt, aber nicht mehr antibiotisch (keine Wirkung auf Bakterien und somit minimierte Gefahr der Resistenzbildung). Es wird häufig bei moderaten bis schweren Formen der Rosacea verschrieben. Es kann als Monotherapie oder als Teil einer Kombinationsbehandlung angewendet werden.

Licht- und Laserbehandlung

Licht- und Laserbehandlungen können helfen, bestehende Äderchen zu entfernen. Rötungen können zudem verbessert werden. Bei der Lasertherapie werden die Gefäße gezielt durch Lichtenergie behandelt. Durch einen kurzen Hitzeimpuls werden die Blutgefäße verödet und dann vom Körper abgebaut. Auch Phyme (Hautverdickungen) können mit einem ablativen (abtragenden) Laser behandelt werden. Die Kosten für eine Licht- und Lasertherapie werden in der Regel nicht von der Gesetzlichen Krankenkasse übernommen. 

Operative Eingriffe

Wenn sich schwere Phyme gebildet haben, können diese oft nur noch operativ entfernt werden. Heutzutage sind die chirurgischen Eingriffe sehr präzise, heilen rasch ab und liefern kosmetisch gute Resultate. 

Die Rolle der Hautpflege – CTMP®

Neben medikamentösen Behandlungen spielt die richtige Hautpflege eine entscheidende Rolle bei der Rosacea-Therapie. Es ist empfehlenswert nach der CTMP®-Methode vorzugehen (Cleanse, Treat, Moisturize, Protect): Betroffene sollten die Rosacea-Haut mit milden, seifenfreien Reinigungsprodukten reinigen (Cleanse), dann das Rosacea-Medikament auftragen (Treat) und mit einer Feuchtigkeitspflege (Moisturize) sowie einem Sonnenschutzprodukt abschließen (Protect). Täglicher Sonnenschutz mit LSF 30-50+ ist essenziell, da UV-Strahlung die Symptome verschlimmern kann.  

 

Quellen:

¹Hilbring C, Augustin M, Kirsten N, Mohr N. Epidemiology of rosacea in a population-based study of 161,269 German employees. Int J Dermatol 2022;61(5):570-576. 

²Tan J, Schofer H, Araviiskaia E, et al. Prevalence of rosacea in the general population of Germany and Russia - The RISE study. J Eur Acad Dermatol Venereol. Mar 2016;30(3):428-34. doi:10.1111/jdv.13556. 

³Gether L, Overgaard LK, Egeberg A, Thyssen JP. Incidence and prevalence of rosacea: a systematic review and meta-analysis. Br J Dermatol. Aug 2018;179(2):282-289. doi:10.1111/bjd.16481. 

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