Mein Name ist Dr. med. Andreas Degenhardt und ich bin Facharzt für Dermatologie in Bremen. Weil es Laien oft schwer fällt, zwischen „Rosacea“ (Rosazea) und „Acne vulgaris“ – der häufigsten Form von Akne – zu unterscheiden, möchte ich die beiden Hautkrankheiten für Sie voneinander abgrenzen.
Es ist sehr wichtig, zwischen den beiden Hauterkrankungen zu unterscheiden, denn nur mit der richtigen Therapie kann Rosacea-Betroffenen geholfen werden.
„Acne rosacea“ – so wurde Rosacea früher fälschlicherweise genannt. Der Begriff geht darauf zurück, dass sich das zweite Stadium der Rosacea – die „Rosacea papulopustulosa“ – und „Acne vulgaris“ in gewisser Weise ähneln können. Dazu aber später mehr.
Erst 1981 machte der französische Dermatologe Dr. Henri G. Piffard klar, dass Rosacea keineswegs eine Form der Akne ist, sondern eine eigenständige Krankheit. Der veraltete Begriff „Acne rosacea“ grassiert jedoch im Internet und sorgt bei Betroffenen, die Informationen einholen wollen, weiterhin für Verwirrung.
Wie Sie zwischen den beiden Hautkrankheiten unterscheiden können:
Beim Alter der Betroffenen zeigt sich bereits der erste Unterschied: Während sich „Acne vulgaris“ („Teenie-Akne“) gewöhnlich auf das Jugendalter beschränkt und spätestens zum Anfang des dritten Lebensjahrzehnts abklingt, betrifft Rosacea vor allem Menschen über dreißig. Es lohnt sich auch ein Blick auf das Geschlecht der Betroffenen: Unter den Rosacea-Betroffenen sind vorwiegend Frauen, während von „Acne vulgaris“ beide Geschlechter gleichermaßen betroffen sind. Nur das Stadium III von Rosacea, welches sich durch Hautwucherungen, beispielsweise eine „Knollnase“, äußert, tritt fast ausschließlich bei Männern auf.
Abb. 1 acne vulgaris |
Wie in Abb. 1 zu sehen ist, kommt es bei „Acne vulgaris“ zu offenen und geschlossenen Mitessern (Komedonen). Das sind diese kleinen dunklen Punkte, die Sie in Abb. 1 sehen können. Sie entstehen, wenn der Talg, der in der Haut produziert wird, nicht auf natürliche Art und Weise aus den sogenannten Talgdrüsenfollikeln (s. Abb. 5) abwandern kann. Dies ist der Fall, wenn diese Kanäle durch Verhornung oder übermäßige Talgproduktion verschlossen sind.
Abb. 2 Anfangsstadium der Rosacea |
Rosacea-Patienten bekommen keine Mitesser; stattdessen leiden sie im Anfangsstadium – wie Sie in Abb. 2 sehen können – unter anfallartigen rötlichen Flecken (Flushs), die im Verlauf der Erkrankung länger anhalten können oder auch dauerhaft zu sehen sind. Des Weiteren kann es zu sogenannten Teleangiektasien (permanenten Gefäßerweiterungen) kommen – man sieht dauerhaft kleine Äderchen im Gesicht.
Abb. 3 Acne vulgaris |
Erst wenn bei Rosacea zu den Gesichtsrötungen Symptome wie Knötchen und Pusteln hinzukommen – wie es im Stadium II der Fall ist –, fällt es dem Laien schwer, zwischen „Acne vulgaris“ (s. Abb. 3) und Rosacea (s. Abb. 4) zu unterscheiden. Allerdings haben die Knötchen und Pusteln bei Rosacea und „Acne vulgaris“ unterschiedliche Ursachen und Charakteristika.
Abb. 4 Rosacea Bei „Acne vulgaris“ treten in einem späteren Stadium ausschließlich Knötchen und Pusteln auf, die auf eine Entzündung in einem Talgdrüsenfollikel zurückgehen. Wie in Abb. 5 schön zu sehen ist, handelt es sich bei einem Talgdrüsenfollikel um die Einstülpung der Oberhaut, an dessen unterem Ende das Haar in der Haarwurzel gebildet wird. Im Gegensatz zu anderen (Haar-)Follikeltypen zeichnet sich der Talgdrüsenfollikel durch ein verhältnismäßig kleines Haar und eine große Talgdrüse aus und ist hauptsächlich im Gesicht sowie an Brust und Rücken zu finden.
Während die Pusteln und Knötchen bei „Acne vulgaris“ auf entzündete Talgdrüsenfollikel, Hormonschwankungen und Überproduktion von Hautfetten zurückzuführen sind, entstehen sie bei Rosacea anderweitig. Bei Rosacea gehen Experten davon aus, dass vielfältige Faktoren für die Hautkrankheit verantwortlich sind: Als Faktoren werden z. B. eine Störung der angeborenen Immunabwehr, ein gestörter Wärmehaushalt des Körpers (Dysfunktion der Thermoregulation), der Einfluss von UV-Strahlen, freie Radikale sowie Entzündungsreaktionen auf Mikroorganismen wie z. B. Demodex Haarbalgmilben diskutiert. Auch genetische Faktoren spielen eine Rolle, da rund 40 Prozent der Betroffenen Familienangehörige haben, die ebenfalls an Rosacea leiden. Zur Abgrenzung der beiden Hautkrankheiten lohnt sich auch ein genauer Blick auf die betroffenen Körperstellen: Wie Sie in Abb. 4 sehen können, beschränkt sich die Rosacea auf die Mitte des Gesichts: Nase, Stirn, Kinn und die mittleren Wangenpartien weisen Symptome auf. Im Gegensatz zu „Acne vulgaris“ können hier auch die Augen betroffen sein; manche Rosacea-Betroffene bekommen – wie der Herr in Abb. 6 – auch ein Rhinophym, im Volksmund „Knollnase“ (oder „Knollennase“) genannt.
Akne-Betroffene tragen ihre Symptome zwar auch auf der Stirn; allerdings sind vorwiegend die seitlichen Gesichtspartien betroffen. Während sich Rosacea, wie oben beschrieben, in der Regel auf das Gesicht beschränkt, befinden sich bei „Acne vulgaris“ oftmals auch noch Knötchen und Pusteln auf dem Rücken und dem vorderen Brustansatz. Fazit |

Gefällt mir!
Social Media aktivieren
Aktivieren Sie Social Media, wenn Sie Inhalte in sozialen Netzwerken teilen möchten.
Mit der Aktivierung von Social Media stimmen Sie zu, dass Daten an die Betreiber der sozialen Netzwerke
übertragen werden.
Weitere Informationen hierzu finden Sie in unseren Datenschutzbestimmungen.